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Mal ohne Digis |
15.07.2007 |
Moin Moin alle Zusammen,
da meine Zweitdrehbank jetzt endlich fast fertig umgerüstet ist, will ich davon einwenig berichten.
Obwohl ich mich mittlerweile zu einem echten Fan der digitalen
Wegmessung an Werkzeugmaschinen entwickelt habe, entschied ich mich beim
Umbau meiner kleinen Schaublin Drehmaschine doch zu einer analogen
Lösung.
Irgendwie gefiel mir der Gedanke nicht das Gerät mit Aldi-Meßschiebern zuzuballern.
Diese extrem günstig erworbene Drehbank aus den 50zigern, hatte ja
leider ein echtes Manko. Anstatt des üblichen Kurbelsupports war sie
mit einer Hebelausführung für Serienarbeiten ausgerüstet worden und die
Umrüstteile waren nicht, oder nicht mehr, vorhanden.
Leider finde ich kein Bild mehr vom Anlieferungszustand, für alle
Leser, welche sich unter einem Hebelsupport nur bedingt etwas vorstellen
können, hier mal ein Bild einer ähnlichen Maschine, einer LORCH, so in
etwa hat das dann ausgesehen.
Nun kann man diese ansonsten recht feine Maschine mit der Hebelei
für unsere Zwecke nur bedingt oder fast gar nicht nutzen, wer will
schon sein Leben mit der Herstellung von täglich Fünftausend gleicher
Patronenhülsen oder so verbringen...ha ha ....
Also mussten die Hebel runter und wieder Spindeln mit Kurbeln eingebaut werden.
Die originalen Teile kann man beim Hersteller noch beziehen, leider
zu Preisen welche fast jede Hobbykasse sprengen würden. Ich habe also
versucht eine Lösung mit Bordmitteln zu realisieren. Hier zuerst ein
Überblick zur Drehbank:
Schaublin Schnittzeichnung.pdf
Zu meinem Glück ist der Hebelsupport baugleich mit dem normalen, es
fehlten nur die Vorschubspindeln mit deren Lagerungen, sonst wäre das
Ganze für mich auch nicht durchführbar gewesen.
Wie man auf den Bilder
sehen kann, ist aber die Substanz der Teile, selbst nach so vielen Jahren,
noch von so guter Qualität, daß sich einwenig Bastelei an der Maschine
echt lohnt. (Lackfetischisten bitte wegschauen, mich stört die „Patina“ nicht, gehört doch irgendwie dazu.)
Aus Gewindestangen M6, Messing und Alu habe ich zwei kugelgelagerte Spindeln mit Handrädern angefertigt.
Der Planzug hat erst mal nur ein einfaches Handrad bekommen, der
Längszug ist mit einer gestoßenen Hundertstel Strichteilung
ausgestattet. Da ich keine so kleinen Schlagzahlen hatte habe ich mir
für die Beschriftung im CAD eine Vorlage erstellt und auf dünne
selbstklebende, mattierte Polyesterfolie ausgedruckt. So wie hier
angeordnet liegt das nicht direkt im Griffbereich des Bedieners und
hält schon einige Monate sehr gut, ich arbeite aber auch nicht mit
Kühlemulsion.
Da ich nun von den Digis doch recht verwöhnt bin wollte ich
wenigstens am Planzug was Genaues und wollte auch nicht immer die
Umdrehungen zählen müssen.
Also habe ich eine verstellbare Montierung für eine Messuhr angebaut.
Da ich keinen T-Nutenfräser habe und meine Minifräse damit auch nix
anfangen könnte, wurde diese Aluschiene zweckentfremdet. Das kleine
eloxierte Profil ist mit 14.5x10mm recht gut geeignet und erstaunlich
präzise in den Geometrien, denn eigentlich dient es im richtigen Leben
als Kederschiene zum Aufhängen und Ausspannen von Grafiken und
Stoffbahnen.
Jedenfalls kann man einen Gleitstein dafür fast spielfrei anfertigen.
Meine Uhren sind nur die Standardausführungen mit 10mm Hub, da auf
dieser Maschine aber eigentlich eh nur sehr kleine Teile gedreht werden,
reicht der Weg eigentlich fast immer aus. Durch diese Montierung ist
aber eine schnelle Anpassung an alle Grundstellungen der Verfahrwege
gegeben, im Notfall kann ja auch mal zwischendurch nachgestellt werden,
denn ein wenig Nachmessen und Zwischennullen hat noch nie geschadet...ha
ha ha....
Die Schiene ist mittels Nutenstein in der unterseitigen T-Nute des
Supports geklemmt und mit einem Handgriff demontierbar, so ist beim
etwaigen Hantieren mit Sonderwerkzeugen nichts hinderlich.
Wenn sich die ganze Sache bewährt kann ich mir ja mal eine Uhr mit 25mm Weg
anschaffen, das reicht dann immer.
Es ist schon erstaunlich, wie groß der Unterschied bezüglich
Stabilität und Präzision einer solchen Maschine zu z.B. meiner Proxxon
PD360 ist. Eigentlich spielen die Beiden ja von der Baugröße in der
fast gleichen Liga......aber eben nur eigentlich......ansonsten liegen
Welten dazwischen.
So, nun werde ich diese Drehmaschine, welche eigentlich immer ein
Schattendasein in meiner Werkstatt fristete, hoffentlich auch öfter
sinnvoll nutzen.
Viele Grüße vom zur Zeit Werkzeugbastler Achim
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