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Kleinstkreissäge brauchbar machen |
07.11.2007 |
Moin Moin,
als heimische, wohnzimmertaugliche Kleinstkreissäge nutze ich seit Jahren eine PROXXON
KS230. Mit der Maschine kann man im Auslieferungszustand eigentlich
nicht das anstellen, wofür wir sie gerne hernehmen würden, nämlich
kleine präzise Zuschnitte herstellen.
Mit ein paar Umbauten kann die winzige Maschine aber erstaunliche Dienste leisten.
Vielleicht ärgern sich einige unter Euch auch mit solchen Teilen
rum und können das hier ein wenig als Anregung für Verbesserungen
nutzen.
Ihr werdet euch eventuell fragen warum ich jetzt unbedingt diese
supern muss und nicht gleich was Funktionierendes hernehme. Zum Einen
habe ich die nun mal, dann ist das Teil sehr handlich und schnell ins
Regal gestellt und ganz wichtig, die Features welche zum richtigen
Formatsägen kleiner Teile benötigt werden haben selbst in der
Maschinenklasse eine Nummer größer nur ganz ganz wenige ihrer Brüder
(ich kenne eigentlich nur eine), da wäre also Nachbesserung auch nötig.
Die wichtigsten Unzulänglichkeiten zusammengefasst stellen sich so dar:
Das Sägeblatt dreht sich mit üblem Höhen- und Seitenschlag
Die mitgelieferten und empfohlenen Sägeblätter aus HSS taugen zu nix, Buntmetalle kann man damit erst recht nicht sägen
Der Parallelanschlag ist nie parallel und sehr instabil, exakte Maße sind nicht einstellbar
Der Winkelanschlag ist genauso unpräzise und wird in einer Wackelnute des Tisches labberig geführt
(Originalzustandsbilder hab ich keine mehr, kann aber alles prima im Prospekt nachgeschaut werden)
Zuerst habe ich einen neuen Sägeblattflansch gedreht, Durchmesser
so groß wie möglich das er gerade noch unter den Tisch passt. Innen mit
Freistich und der tragende Bereich sollte nur einen Millimeter breit
Außen sein. Damit bekommt man den Schlag in den Griff.
Ich verwende nur noch das 50mm PROXXON VHM Sägeblatt, erst damit
kann man auch Messing absolut gerade und gratfrei sägen. Das geht aber
auch für dünne Sperrhölzer usw sehr gut.
Diese Blätter sind nicht geschränkt und nur minimal hinterschliffen, das
bedeutet sie schneiden sich nicht frei. Aus dem Grund verzeiht einem
das auch keine Unparallelitäten zwischen Längsanschlag und Blatt, das
beginnt sofort zu Klemmen und dann geht nix mehr.
Also brauchte ich einen stabilen, winkeleinstellbaren Längsanschlag mit Millimeterskala.
Dazu habe ich mir eine Messingkluppe hart zusammengelötet und diese
innen so bearbeitet dass ich auf einer Seite zwei kleine Anlageflächen
erhalte und auf der anderen Seite eine Schlitzung welche ich mit einer
Druckschraube belastet werden kann. Auf diese Weise bekommt man eine
stabile und leichtgängige Dreipunktanlage.
Um die Trägerschiene des Anschlages weit genug vor und unter der
Tischoberfläche zu positionieren waren zwei gekröpfte Halter nötig
welche ich aus Alu gefräst habe.
Als Skala verwende ich einen Niro-Stahlmaß mit 0.5mm Teilung. Mit
einem kleinen Block wird das nur auf der Schiene geklemmt, so kann ich
den Nullpunkt leicht einstellen.
OK, die Zahlen stehen auf dem Kopf, habe keinen Maßstab für
Linkshänder gefunden, und ich beginne nicht bei Null sondern mein
Nullpunkt liegt bei 100mm. Aber damit kann ich leben, nur ich arbeite
damit und der Unterschied von 25 zu 125 mm ist doch sehr augenfällig.
Die Anschlagschiene ist mit zwei Schrauben und einem Passstift auf
der Kluppe befestigt, die Schraubenlöcher sind mit 0.3mm Übermaß, das
reicht um den Winkel zum Blatt ganz genau einzustellen. Die Kluppe
gleitet auf dem Maßband, abgelesen wird durch Runterpeilen an der
rechten Seite, geht prima.
Mit dieser Maßnahme gelingt jetzt das Einstellen der Maße auf ca.
0.25mm und durch die stabile Führung bleibt der Anschlag immer parallel
zum Blatt, es klemmt nix im Schnitt fest.
Und auf ein mal funktioniert das vorher fast Unmögliche, die Maschine sägt wie eine richtige Kreissäge.
Wenn mal unbedingt nötig, kann ich den Anschlag noch hinten an einem
Winkel mit Kleinstzwinge festlegen, das mache ich aber nur wenn ich
Messingklötze verdeckt nuten möchte etc.
Um wirklich rechte Winkel herzustellen und zum Ablängen braucht es noch einen funktionierenden Winkelanschlag.
Ich habe mir schon im letzten Jahr einen kleinen Schiebetisch mit
Rundstangenführung gebaut. Nur mit einem Schiebetisch bekommt man die
nötige Präzision und die Schnittdrücke in den Griff.
Die Anschlagschiene ist auch wieder mit Passstift und Schrauben
festlegbar, dazu kommt noch eine Druckschraube um das einmal genau
einzustellen. Denn hier kommt es schon auf wenige Millimeterbruchteile
an, sonst stimmt nachher der rechte Winkel nicht. Und ich kann die
Schiene mit sehr guter Wiederholgenauigkeit ab- und anbauen, die stört
ja beim Zuschneiden von Material am Parallelanschlag. Ein Quick-Out
wäre besser, aber schwer stabil und präzise zu bauen und sonst nützt es
ja nix.
Beim Einstellen des Schlittens ist es absolut wichtig zuerst einen
genau parallelen Lauf zum Blatt herzustellen (wenn überhaupt, dann
einen winzigen Hauch nach hinten vom Blatt weglaufend!), erst dann
stellt man die Anschlagschiene durch Probieren an Probestücken auf einen
exakten rechten Winkel ein.
Wer so etwas noch nicht gemacht hat, nicht gleich versuchen einen
Winkel einzustellen, das klemmt nur oder bringt keine reproduzierbaren
Ergebnisse.
Ohne Anschlagschiene zuerst einen kleinen Block Material auf dem
Schlitten festklemmen, eine gerade Schiene an das Sägeblatt anlegen,
eventuell dort mit Kleinzwinge festklemmen. Dann den Block mit dem
Schlitten vor und zurückfahren und mit Fühllehre, ohne Druck, aufs ja
superdünne Blatt messen, ob der Schlitten zum Blatt selber parallel
fährt, das ist das A und O bei der Sache.
Man kann auch das Blatt durch eine dickere Scheibe ersetzen, dann biegt das nicht so leicht,
bei der PROXXON ist da aber durch den feinen Schlitz im Tisch nicht viel mehr möglich.
Die möglichen Wege sind natürlich nicht besonders mächtig, auf dem
Schlitten vor dem Sägeblatt habe ich jetzt 90mm Weglänge bis Mitte
Blatt schiebbar und am Längsanschlag links vom Blatt sind ca. 115mm
Breite drin.
Und damit kann man auch dicke Dinger sägen, wie hier noch gezeigt:
Messingflach 40x8mm, die Schnitthöhe ist eh leider nur max. 9mm.
Dazu ist es aber nötig das Teil mit Zwingen auf dem Tisch festzulegen, sonst will das wandern, das hält man nicht fest.
Das Ergebnis ist ein glatter und in beiden Richtungen senkrechter
Schnitt, diese Teile kann ich in der Regel gleich so weiter bearbeiten,
die gelöteten Blöcke der oben gezeigten Kluppe sind z.B. so entstanden.
Bevor jetzt ein Aufschrei zur Sägesicherheit auf mich herunterprasselt...ha ha ha....
Obere Blattabdeckung und Spaltkeil habe ich abgebaut, das will
und brauche ich auch nicht, aber bitte bloß nicht nachmachen!!
Die original Teile vom Hersteller sind für mich nicht brauchbar, ich säge
oft verdeckte Schnitte, zum Umbauen müsste erst die halbe Maschine zerlegt
werden, dann ist es jedes mal Essig mit den so schön eingestellten
Winkeln! Und wer hat Lust da immer ewig rumzumachen. Der Spaltkeil taugt eh
nicht als solcher, weil der nicht sauber im Schnitt läuft und das zu
ändern ist mir zu mühselig.
Aber hier sind auch keine solchen Schnittdrücke vorhanden, daß es
richtig gefährlich würde. Ein Zusammendrücken des Sägegutes hinten, im aufsteigenden Sägeblatt,
wie auf großen Sägen bei massivem Holzbohlen, kommt hier
nicht in dem Maße vor.
Und OK, für eine böse Schnittwunde würde es im schlimmsten Fall wohl reichen, aber mit 9mm Schnitthöhe trenne ich mir kein Fingerglied ab.
Für alle eventuellen Selberbastler unter den Sägebedürftigen
(und für alle welche sich mit Sägetechnik nicht so beschäftigt haben)
hier noch ein paar Anmerkungen zu den Features welche eine „ideale“
Säge für mich haben sollte.
Im Prinzip haben ja die großen, richtigen Tischlerei Formatsägen genau das, was wir im Kleinen auch brauchen.
Die wichtigsten Details sind:
ein präzise ZWANGSGEFÜHRTER Schiebeschlitten mit T-Nuten-Oberfläche
zur Aufnahme der Abläng- und Winkelanschläge und von eventuellen
Vorrichtungen
ein längsverschiebbarer stabiler Parallelanschlag, welcher sich auf
dem Tisch umlegen lässt, um dann an der dünnen Fläche sicher mit den
Fingern auch winzige Teile zu führen
schwenkbare und höhenverstellbare Sägewelle, Wellengehäuse in
Kulissenführung, damit der Drehpunkt im Bereich der Kante zwischen
Tischoberfläche und Sägeblatt liegt, sonst schwenkt das Teil zu schnell
in die Tischfläche hinein und man kann die Sägeeinlage nicht nahe genug
an den Schnitt bringen
Als Prinzipskizze sieht das so aus:
Beide Anschlagsysteme müssen mit Verstellschrauben leicht und
stabil auf Winkel und Parallelität einstellbar sein, was fixes taugt
auf Dauer nicht.
Durch die T-Nuten im Schiebetisch hat man die Möglichkeit den
verstellbaren Winkelanschlag auch bei steilen Winkeln noch so auf dem
Tisch zu positionieren, dass eine vernünftige Schnittlänge, egal ob vor
oder hinter dem Sägeblatt, erhalten bleibt.
Der vor- und zurückziebare Breitenanschlag ermöglicht das
gefahrlose Ablängen kleiner Serienteile zusammen mit dem
Längenanschlagsystem. So kann man das Sägeblatt freistellen, die
durchgesägten Stücke können nicht zwischen Sägeblatt und
Prarallelanschlag eingeklemmt werden und ohne die Gefahr des Erfassens
durch den aufsteigenden Sägezahn nach hinten frei weggenommen werden.
Das was im Großen auf einer Qualitätssäge wie z.B. der Martin T72
hervorragend funktioniert (da macht nämlich Sägen richtig Spass), sollte schließlich
auch im Kleinen für Buntmetalle, Kunststoffe und Holzwerkstoffe bestens
geeignet sein.
Zur Umsetzung der Details kann man natürlich viele Wege gehen, in
gewisser Weise aufwändig wird das wohl immer werden. Und ob man eine
Anzeige der Blatthöhe benötigt, oder mehrere Anschlagkluppen mit
Klappanschlägen verbaut usw. bleibt ja auch jedem selbst überlassen.
Für meinen Umbau der Proxxon habe ich es nicht so weit getrieben,
das wäre ob des mageren Motors und der prinzipiell ungenauen
Wellenlagerung auch Quatsch, da baut man dann besser alles ganz neu.
Das ist dann aber schon ein recht mächtiges Projekt.
In Bastlerforen wird immer mal wieder berichtet, der Motor der kleinen KS230 sei nicht standfest genug und neige zum Wärmetod.
Abrauchen tut der Motor nicht so ohne Weiteres, nur für richtig
langen Dauereinsatz ist der eben nicht geeignet, dann überhitzt das Teil.
Auf dem Typenschild des Motors steht auch ein Einschaltverhältnis von
15 min an zu 15 min aus aufgedruckt, selbst das erscheint mir in der
Praxis als noch zu lang angegeben. Blos so lange lasse ich den am Stück eigentlich nie laufen, mit Hitze
hatte ich noch nie Probleme.
Die 80 Watt sind natürlich etwas
schmalbrüstig, aber wenn die Anschläge stimmen klemmt ja nix mehr, der
Schnitt selber (mit einem scharfen VHM Blatt) ist nicht der hauptsächliche
Leistungsfresser. Also wenn die "abraucht", dann meistens weil klemmend immer weiter rumgequält wird.
Klar, ein 0.18 kW Drehströmer wäre hier fraglos besser......!!
Nun, der wiegt dreimal soviel und hat auch gleich ein entsprechendes
Volumen.....dann ist man auch seitens der ganzen Maschine mindestens eine
Dimension höher angekommen.
Der ganze Aufwand mit dem Schiebeschlitten hat ja nur einen
Grund. Ohne den hat man kaum eine Chance eine Rohplatte, also ganz ohne
vorhandene, gerade Kanten, in ein Format zu bringen. Nur mit einem
Parallelanschlag hat man da ganz schlechte Karten.
Deswegen heißen die Teile ja auch Formatkreissägen, der Tischler
legt seine eventuell rundum vermackelte Spanplatte auf den Schlitten
und sägt sich damit erst mal eine gerade Kante lang an. Und erst dann kann man Anschläge sinnvoll nutzen.
In den Werkstätten arbeitet man heute mehr mit und auf dem
Schlitten als am Parallelanschlag, wenn da alles stimmt kann ich nur
auf diesem eine Platte wunderbar rundum rechtwinkelig auf Format und
Maß zuschneiden. Auch genaue Streifen mit einem Gehrungsschnitt längs
etc. säge ich lieber mit einem parallelen Hilfsanschlag auf dem
gefahrenen Schlitten, das wird viel genauer und der Spitze Winkel liegt
oben, bedeutet ich habe dort bestimmt keinen Ausriss auf der Oberfläche
der Dekorspanplatte.
Zum „von Breite schneiden“ kleiner Leisten reicht aber weiterhin eine Längsschiene vollkommen aus.
Einen neuen, verstellbaren Winkelanschlag hab ich noch
nicht fertig, aber da ich heute ein paar genaue Winkelschablonen aus
2mm Fliegersperrholz sägen wollte, kann ich hier noch schnell zeigen, wie
schön man jetzt schon mit der doch geringen Ausstattung arbeiten kann.
Diese Schablonen (z.B. 7grd, 10grd, 15grd) benutze ich dann übrigens
zum Einstellen der Werkzeugauflagen an meinen Schleifmaschinen, einfach
nur auf den Tisch stellen und an die Scheibe halten. Wenn man da keine
Gradskala dran hat, tut es das so auch prima! Also mir reicht das im
Augenblick.
Der Anschlag, wie übrigens der Schiebetisch selber auch, stammt
noch aus einer Zeit, als ich nur über eine Bohrmaschine verfügte. So ist
dieses Verstellteil noch unter starkem Einsatz der originalen Proxxon
Teile etwas zusammengefrickelt worden.
Hier sieht man, wie man auch noch ohne funktionierende Winkelskala
genaue Einstellungen hinbekommt.
Vorteilhaft ist, dass bei genauer
Justierung des ganzen Anschlagsystems der Parallelanschlag auch einen
rechten Winkel zum Anschlag des Schiebetisches bildet, letztlich bilden
muss, sonst stimmt was nicht.
Also kann ich den Winkelmesser auch dort anlegen, hilfreich wenn’s
eng wird, das Blatt kann ich ja leider nicht nach unten wegtauchen
lassen.
Genau diesen Winkelmesser hatte ich schon lange gesucht und konnte den jetzt günstig gebraucht erstehen.
Ein richtig nettes Teil, neben der Lupe mit 1grd Teilung besitzt
der einen Spindelnonius mit Winkelminutenablesung welcher eine Schnecke antreibt.
Die Schnecke kann mit dem Daumen gegen Federbelastung leicht
ausgerückt werden, so hat man eine Schnellverstellung mit Rastung
pro Grad. Und die Messschiene wird am Umfang per Drehring exzentrisch
geklemmt, sehr handlich.
Da hat sich mal jemand bei der Konstruktion richtig Gedanken
gemacht, alles sehr praktisch und funktional. Den Nonius habe ich per
Haarwinkel neu eingestellt und dann konnte man auf Umschlag immer alle
Stellungen genau reproduzieren.
Gesehen hatte ich diesen Winkelmesser zum ersten mal in einem "antiken" Werkzeugkatalog von 1980, in den aktuellen Katalogen der Hoffman Gruppe ist er aber noch immer unverändert zu finden.
Dieses Messgerät kann ich jedem nur empfehlen, genau und gut ablesbar und dabei sehr universell einsetzbar.
Tschüss vom Achim
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